Red Dead Revolver: Der Vorgänger zu Red Dead Redemption, den die Welt vergessen hat

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Special Olaf Bleich - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Red Dead Revolver: Der Vorgänger zu Red Dead Redemption, den die Welt vergessen hat
Quelle: Take-Two Interactive

Fast wäre die Red-Dead-Reihe schon vor der Veröffentlichung gestorben: Red Dead Revolver ging im Entwicklerchaos beinahe unter, um dann den Grundstein für Red Dead Redemption zu legen. Heute ist das Actionspiel fast vergessen - zu Unrecht!

Wer zieht schneller?

Im Gegensatz zu Red Dead Redemption ist Red Dead Revolver kein Open-World-Spiel. Lediglich bei der Erkundung des Städtchens Brimstone genießen wir spielerische Freiheiten.

Hier betreten wir zum Beispiel den Saloon oder können mit eingesammelten Kopfgeldern neue Waffen und andere Extras kaufen. Die insgesamt 27 Missionen spielen sich meist in engen Räumen ab, die teilweise sogar durch unsichtbare Wände begrenzt sind.

Dennoch erkennen wir immer wieder Parallelen zu Red Dead Redemption - zum Beispiel anhand der Dead-Eye-Funktion. Per Tastendruck schalten wir das Spiel in Zeitlupe und können so bis zu sechs Zielmarkierungen auf unseren verlangsamten Gegner platzieren. Nach Beendigung der Slow Motion feuert Red dann aus allen Rohren.

Gerade in Bosskämpfen ist dieses Feature enorm nützlich, um massiven Schaden anzurichten. Auch ein Deckungssystem gibt es bereits in Red Dead Revolver. Auf Knopfdruck drückt sich der Revolverheld an Wände oder versteckt sich hinter Kisten.

Das funktioniert ganz gut, doch oft ist es effektiver, offensiver vorzugehen. Red ist nämlich flink auf den Beinen und so ist Red Dead Revolver deutlich näher am Shooter-Genre als beispielsweise Red Dead Redemption.

Ein wichtiges Spielelement sind die eingestreuten, in Zeitlupe ablaufenden Duelle. Diese Schusswechsel bestehen aus mehreren Phasen: Zuerst ziehen wir die Pistole mit dem Analog-Stick. Dann navigieren wir ein enorm träges Fadenkreuz über den Körper unseres Ziels. Je nachdem, wie viel Schaden angerichtet wird, verfärbt sich der Cursor.

Zeitlupen-Modus Quelle: Take-Two Interactive So müssen wir immer im richtigen Moment den Feuerknopf drücken, um Markierungen zu platzieren. Danach wechselt das Spiel wieder in Echtzeit und wir beobachten, wie wir unsere Gegner gekonnt ins Jenseits befördern.

Das System taucht in sehr ähnlicher Form auch in den beiden Nachfolgern auf und funktioniert auch heute noch gut. Vor allem aber ist es einfach herrlich befriedigend, die Schurken mit Salven aus ihren Schuhen zu ballern!

Überhaupt ist Red Dead Revolver erstaunlich abwechslungsreich. Auch, wenn die Missionen sehr Action-lastig sind, sorgen die wechselnden Schauplätze und Charaktere dafür, dass kaum Langeweile aufkommt. Kleinere Geschicklichkeitseinlagen lockern die Ballerei auf.

So müssen wir beispielsweise über einen fahrenden Zug rennen und Hindernissen ausweichen, bevor wir die herannahenden Gangster ausschalten. Red Dead Revolver ist nicht übermäßig anspruchsvoll, aber angenehm unkompliziert und unterhaltsam.

Am Anfang war nicht Rockstar Games ...

Wir haben also gelernt: Red Dead Revolver ist ein ebenso stimmungsvoller wie ambitionierter Liebesbrief an den Italo-Western. Nicht perfekt, aber unterhaltsam und vor allem atmosphärisch.

Doch warum spricht man heute so wenig über das Actionspiel? Das hat sicherlich mit der illustren Entwicklungsgeschichte des Wildwest-Shooters zu tun. Denn auch, wenn das Spiel schlussendlich unter der Flagge von Rockstar erschien, so sah das zu Beginn ganz anders aus.

Ursprünglich war Red Dead Revolver eine Kooperation zwischen dem unabhängigen US-Entwickler Angel Studios und Capcom. Der gebürtige Kolumbianer Diego Angel gründete das Unternehmen bereits 1984.

Posieren vor Schild Quelle: Take-Two Interactive Während man sich zunächst mit Auftragsarbeiten über Wasser hielt, zeichnete man später auch für große Produktionen wie das Rennspiel Midtown Madness in Zusammenarbeit mit Microsoft und Smuggler's Run und Midnight Club: Street Racing (beide 2000 veröffentlicht) für Rockstar Games verantwortlich.

Die Zusammenarbeit mit Capcom begann mit der Nintendo-64-Portierung von Resident Evil 2 durch die Angel Studios: "Wir waren der erste - zumindest, wie mir gesagt wurde - Entwickler außerhalb Japans, der direkt mit Capcom Japan zusammenarbeitete", erklärte Stewart Spilkin, Producer bei Resident Evil 2 und Red Dead Revolver, gegenüber Polygon.

Capcom war damals so zufrieden mit der Zusammenarbeit, dass sie mit Angel Studios nicht nur ein neues Spiel, sondern gleich eine neue Marke auf die Beine stellen wollten.

Red-Dead-Rettung dank Rockstar-Kauf

Der Entwicklungsprozess erwies sich jedoch als große Herausforderung. Das lag vor allem an den unterschiedlichen Vorstellungen und Philosophien von Capcom Japan und Angel Studios. Das Projekt begann als Third-Person-Militär-Shooter namens S.W.A.T.

Später wurde daraus ein abgedrehtes Science-Fiction-Szenario, in dem es darum ging, eine Karnevalsinsel von durchgedrehten Robotern zu befreien. Nach einer langen Findungsphase einigte man sich schließlich auf ein Wildwest-Setting. Der Titel "Red Dead" stammt übrigens von Capcom und war als Wortspiel gedacht, das später durch die Story und ihre Charaktere untermauert werden sollte.

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