"Die größte Krise der deutschen Spieleindustrie" - Eine Branche hat Angst

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Special Antonia Dreßler - Redakteurin
"Die größte Krise der deutschen Spieleindustrie" - Eine Branche hat Angst
Quelle: Pexels.com / Aley Green -Bildmontage

Die Stimmung in der Gaming-Branche ist am Boden: Entlassungswellen, Schließungen, Einstampfung von Projekten. Und am härtesten trifft es die Leute ganz unten.

Während eine weltweite Pandemie sich für die meisten Leute als ärgerlich bis katastrophal herausstellte, hat vor allem die Entertainment-Industrie stark profitiert. Denn Leute, die auf ihren Hintern zu Hause hocken und sich langweilen, müssen sich irgendwie beschäftigen. Neben Streaming-Giganten für Filme und Serien wie Netflix hat auch die Spieleindustrie einiges vom Geldsegen abbekommen. Studios wurden größer oder übernommen, es wurden neue Projekte angesetzt und Personal eingestellt.

Zwischen Masken und Lebensmittellieferungen bis vor die Haustür schnupperten auch solche Leute Gaming-Luft, die bis zu dem Zeitpunkt noch nie ein Gamepad in Händen hielten. Würden Videospiele nun endlich ihren Weg noch weiter in die Mitte der Gesellschaft finden? Von Politikern und im akademischen Bereich genauso Anerkennung finden wie Filme, Serien und Bücher?

Doch der Trend hielt nicht ewig an, die Quarantänen hatten ihr Ende und die Leute, die sich vorher nicht für Gaming interessierten, wendeten sich wieder anderen Beschäftigungen zu.

Wo ist das Polster?

Den wirtschaftlichen Boost aber, den kann man der Videospielindustrie nicht mehr wegnehmen, oder? Anscheinend doch, denn statt zu haushalten, haben sich einige Unternehmen mit ihrer Strategie scheinbar übernommen.

Die letzten Corona-Testzelte waren noch nicht ganz eingepackt, da fing es mit dem Kostenabbau bereits an: Über das Jahr 2023 verteilt wurden im Videospielsektor weltweit über 10.000 Stellen gestrichen.

Nachdem das Jahr endlich herum war, hofften alle mit Anstellung im Gaming aufatmen zu können. Alle Positionen, die es nicht brauchte, sind abgebaut, alle Projekte gestrichen, die nicht genug Gewinn versprachen, und die Studios hatten sich so weit verkleinert, dass es jetzt wieder weitergehen könnte. Falsch gedacht.

Die Krise geht weiter

Nur im Januar 2024 verloren über 5.000 Leute im Gaming-Sektor ihren Job. In einem Monat hat man als Industrie fünfzig Prozent der Stellenstreichungen erreicht, für die man 2023 immerhin ein ganzes Jahr gebraucht hatte. Ein erschreckender Rekord und ein albtraumhafter Trend, der jedem Angst macht, der auf einem Holzstuhl sitzt und nicht weiß, ob er als Nächstes abgesägt wird.

Das ist auf der einen Seite ein hauptsächlich internationales Problem: Die größten Streichungen fanden nämlich bei Microsoft, Ubisoft, Sony und Unity statt. Auf der anderen Seite leidet aber auch Deutschland direkt an der schlechten Haushaltsführung großer Unternehmen.

Immerhin mussten hierzulande über das letzte Jahr nicht nur etliche angestellte Entwickler ihren Hut nehmen, sondern auch ganze Studios wurden geschlossen. Die Gründe waren vielfältig, am Ende ist es aber kein Zufall, dass gerade jetzt niemand überlebt, wenn es einen Durchhänger gibt.

So traf es Daedalic nach einem katastrophalen Release von Gollum. Dann Mimimi, eine Schließung, die für viele völlig überraschend kam. Und nun macht auch noch Piranha Bytes Sorgen: Das ikonische Studio hinter Gothic hängt am seidenen Faden - die Muttergesellschaft Embracer will sie loswerden.

Gollum sitzt auf einem Berg in einer schroffen Lava-Landschaft. Am Himmel schwebt ein brennendes Auge. Quelle: Daedalic Entertainment

Ein Blick hinter die Kulissen

Aber was für die Spieler schon schade ist und für die Leute in der Industrie unglaublich ärgerlich und aufwühlend, ist auch für Auszubildende und Studenten in der Branche eine Katastrophe.

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Studiengänge für Gamedesign oder Gameproduction - oft an privaten Hochschulen. Dort zahlen Studenten horrende Summen, um eine Chance auf eine Stelle in ihrem absoluten Traum-Metier zu haben. Mehrere Tausende bis Zehntausende Euro kann ein qualifizierter Abschluss an einer anerkannten Hochschule schon einmal kosten, wenn es keine öffentlichen Hochschulen mit entsprechenden Studiengängen als Alternative gibt.

    • Kommentare (1)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von kurosawa Spiele-Novize/Novizin
        ... wir werden alle sterben!!!

        oder die Branche schrumpft sich nur gesund.

        in diesem Medium steckt immer noch so viel Power, die Unabhängigkeit für kleine entwickler ist durch z.b. UE5, Steam, Epic groß.
        Für (kleine) Entwickler die ihr Ding machen wollen sehe ich eher rosige Zeiten. Da gibt es zu guter letzt noch Plattformen wie Kickstarter und Co.

        AAAA games-ass-a-service könnten es evtl. schwerer haben. hohe Entwicklungskosten für Games die eigentlich niemand will...
      • Von kurosawa Spiele-Novize/Novizin
        ... wir werden alle sterben!!!

        oder die Branche schrumpft sich nur gesund.

        in diesem Medium steckt immer noch so viel Power, die Unabhängigkeit für kleine entwickler ist durch z.b. UE5, Steam, Epic groß.
        Für (kleine) Entwickler die ihr Ding machen wollen sehe ich eher rosige Zeiten. Da gibt es zu guter letzt noch Plattformen wie Kickstarter und Co.

        AAAA games-ass-a-service könnten es evtl. schwerer haben. hohe Entwicklungskosten für Games die eigentlich niemand will...
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